Ich werde bereit sein

Vor der Schlacht gegen den BlutClan scheint Weißpelz zu wissen, dass er sterben wird. Doch woher? Ist es nur seine Erfahrung, die ihm sagt, dass es mit ihm zu Ende geht? Ist es nur eine Eingebung, eine Intuition, oder steckt mehr dahinter?
___


Es war Nacht im Wald und die Sterne des Silbervlies leuchteten hell auf das DonnerClan Lager hinab.
Keine Beute raschelte in den Büschen, kein Schlagen eines Eulenflügels war zu hören, keine Blätter rauschten im Wind. Es war, als wäre die Welt selbst verstummt, im Angesicht der Tatsache, dass in wenigen Stunden die größte Schlacht nahte, die je im Wald geführt worden war.
Frostfell, die als Wache am Lagereingang saß, starrte hinaus in den Wald. Sie sah die weiße Kätzin nicht, die lautlos wie ein Windhauch an ihr vorbei ins Lager huschte. Sterne funkelten in ihrem Pelz.
Die Kätzin ging geradewegs auf den Kriegerbau zu. Ausnahmslos alle Katzen schliefen, die Einen ruhig, die Anderen zuckten im Schlaf.
Nicht wenige hatten unruhige Träume über den kommenden Tag, Angstgeruch hing in der Luft, doch die SternenClan Kriegerin kümmerte sich nicht darum, sondern ging geradewegs zu einem Krieger, der etwas abseits von den anderen lag.
Er war einer der wenigen, die einen halbwegs erholsamen Schlaf genossen. Sein Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig mit seinen tiefen Atemzügen, sein weißer Pelz hob sich gut von der Dunkelheit ab.
"Weißpelz." Die Sternenkätzin sah den alten Krieger liebevoll an. Ihr Wort war eindringlich gewesen, sodass der Stellvertreter aufwachte. Seine gelben Augen leuchteten in dem fahlen Licht, was von dem Pelz der Kätzin ausging.
Etwas erschrocken über den ungewöhnlichen Besuch sah Weißpelz sie an, doch dann wurde sein Blick wieder ruhig und tiefgründig. Es kam ihm vor, als ob er diese Kätzin schon einmal gesehen hatte, er konnte sie aber m Moment nicht einordnen.
"Weißpelz.", wiederholte die Kätzin mit den Sternen im Fell. Eine Weile schieg Feuersterns Stellvertreter und dachte angestrengt nach.
"...Mutter?", fragte er, noch leicht unsicher. Er war nur ein winziges Junges gewesen, als sie starb. Doch die Kätzin gab ein leichtes Schnurren von sich.
"Ich bin stolz auf dich, Weißpelz." sagte Schneepelz.
"Du hast deinem Clan gut gedient."
Verwirrung leuchtete kurz n den Augen des weißen Kater auf.
"Hast..? Heißt das... ich werde jetzt sterben? Bist du hier, um mich mit zum SternenClan zu nehmen?" Die Stimme des alten Stellvertreters war ruhig und fest, trotz der ungewohnten Situation.
"Noch nicht", sagte die weiße Kätzin mit sanfter Stimme.
"Aber morgen. Im Kampf gegen den BlutClan."
Weißpelz seufzte. Er hatte sich etwas in der Art schon gedacht, bevor Schneepelz gekommen war, doch die Bestätigung zu bekommen, war wie eine Kralle, die sich über seine Flanke zog.
"Wer wird noch sterben?" flüsterte er.
"Niemand sonst aus deinem Clan."
"Aber Feuerstern ist von mir abhängig." beharrte Weißpelz. "Wer wird Stellvertreter werden, wenn ich gegangen bin?"
Schneepelz sah ihren Sohn ernst an. "Was denkst du, wen er wählt?"
"Graustreif." antwortete der alte Kater automatisch. "Ist es das, was der SternenClan will?"
Die Kätzin neigte bestätigend ihren Kopf.
"Du hast ein langes und nicht immer schönes Leben gelebt, Weißpelz. Du hast Katzen sterben sehen und hast Katzen geholfen, wo du konntest. Doch du hast auch glückliche Momente gehabt. Der DonnerClan ehrt dich. Sie waren stolz, dich als Stellverteter und Krieger in ihren Reihen zu wissen- und als Freund." Sie sah ihm besorgt in die Augen. "Bist du bereit?" fragte sie.
Der alte Kater schüttelte den Kopf. "Bereit um meinen Clan zu verlassen? Nein." miaute er. "Da ist noch so viel, was ich hätte tun können. Aber ich werde mit dir gehen. Ich weiß, dass ich meine Jungen vom SternenClan aus aufwachsen sehen kann. Dass der Clan mit Feuerstern und Graustreif sicher sein wird. Ich werde bereit sein."
Er neigte den Kopf vor seiner Mutter. Die SternenClan Kätzin schenkte ihm einen letzten, gleichzeitig bedauernden und liebevollen Blick. Dann löste sie sich auf. Langsam verblasste sie, und Weißpelz stand noch lange nachdenklich da und betrachtete den Platz, wo Schneepelz gestanden hatte.

Huhu, du,

ich muss sagen, dein kleiner OneShot gefällt mir wirklich gut; nahezu perfekte Orthographie, Grammatik und Zeichensetzung. Bei Letzterem habe ich jedoch folgenden Punkt zu bemängeln:
—» Bei einer wörtlichen Rede, nach der noch irgendein Redeworr wie sagte, meinte, etc. folgt, wird kein Punkt gemacht.
Beispiel: "Weißpelz.", wiederholte [...].
Verbesserung: "Weißpelz", wiederholte [...].

Mit deinem Text hast du eine schöne, leicht schwermütige Atmosphäre erzeugt, was ich gut finde, auch wenn der Schreibstil sowie die Ausdrucksweise eher schlicht ist - was keinesfalls mit schlecht gleichbedeutend ist, aber eben nicht meinen persönlichen Geschmack trifft.
Zudem sparst du Wortwiederholungen [Kätzin, Kater], wenn du manchmal auch ganz einfach er/sie schreibt, was oft genauso schön beziehungsweise etwas schöner ist. Eine mehrmalige Wiederholung durch die Pronomen fällt jedenfalls nicht so sehr auf, wie wenn du mehrfach Kätzin schreibst - was du natürlich auch machen darfst, aber immer in Maßen.

Die Umgebung wurde zu Beginn schön erzählt und im Allgemeinen lässt sich der Text gut lesen.
Wie bereits gesagt: Schöne Kurzgeschichte! C:

Liebe Grüße