Ich war einige Schritte gelaufen, um die nächste Markierung zu setzen, als
Schwarzohrs Stimme an meine Ohren drang. Augenblicklich macht mein Herz einen kleinen Satz, als der Krieger nun ebenfalls sein Tempo verlangsamte, um neben mir die Grenze entlangzulaufen. Fand er es gut, dass ich schnell war? Oder störte es ihn, dass er Mühe hatte, mit mir mitzuhalten? Meine Schweifspitze zuckte leicht, als ich versuchte, den Gedanken beiseite zu schieben, aber irgendwie wollte es mir nicht so Recht gelingen. Warum konnte ich nicht aufhören, darüber nachzudenken, was er von mir dachte, besonders wo ich doch meiner Schwester nicht im Weg stehen wollte? Für einen kurzen Moment musste daran denken, was
Nerzfeder gesagt hatte. Wahrscheinlich war es wirklich besser, wenn ich
Kronentanz einmal fragte, wie es ihr mit der Sache ging, auch wenn ich nicht damit rechnete, dass sie verneinen würde. Immerhin sahen sie und
Schwarzohr immer so glücklich aus, wenn sie miteinander redeten ...
Der Gedanke tat weh und dennoch musste ich irgendwie lächeln, als
Schwarzohr meinte, dass es wäre, als ob ich schon immer hier gelebt hätte. Ja, meine Mutter hatte bereits hier auf dem Moorland gelebt und daher hatte sie uns auch hierher zurück gebracht. Ich war immer froh darüber gewesenu und auch, dass sie den Kater neben mir mitgenommen hatte. Immerhin hatten wir uns immer gut verstanden ... und doch seit ich romantische Gefühle für ihn entwickelt hatte, war alles anders geworden ... komplizierter. Vor allem wenn
Kronentanz das auch so empfand. Wie sollte ich es aushalten, wenn sie und
Schwarzohr wirklich zusammenkamen? Schon der Gedanke daran erschien mir unerträglich und ich fühlte mich schlecht, weil ich meiner Schwester ihr Glück nicht gönnen konnte.
Erneut setzte ich eine Grenzmarkierung und ließ den Blick über die Grenze schweifen. Die Hügel lagen verlassen da und es war weit und breit keine andere Katze zu sehen. Für einen kurzen Moment verlor ich mich in der Vorstellung, dass ich und
Schwarzohr vollständig allein waren und
Kronentanz sich nicht um uns scheren würde, weil sie einen anderen Kater gefunden hatte. Statt uns zu streiten, würden wir zusammen in der Kinderstube liegen und unsere Jungen großziehen. Aber ich konnte mich nicht zu lange in der Vorstellung entspannen, oder mich zu etwas hinreißen lassen, dass ich nicht tun sollte, bevor ich mit meiner Schwester gesprochen hatte. Mein Ohr zuckte leicht, als
Schwarzohr wieder die Stimme erhob und mit einem mal verflog das Lächeln wieder, das bei dem Gedanken in mein Gesicht getreten war.
Sie hatten es doch bemerkt.
Und trotzdem konnte ich nicht sicher sagen, ob er sich über die Zeit alleine mit
Kronentanz gefreut hatte oder nicht. Immerhin hatte er mich doch erst jetzt darauf angesprochen ... Ich spürte, wie mein Fell sich sträubte bei dem Gedanken. Hatte ich mich nicht normal genug verhalten? War er es gewesen, dem das aufgefallen war oder meine Schwester? Ich spürte, wie meine Pfoten zu zittern begannen bei diesem Gedanken. Irgendwie hielt ich das alles nicht mehr aus, besonders wenn ich nicht wusste, wieso er das eigentlich ansprach? Wollte er, dass ich mich ganz normal verhielt, während er und meine Schwester sich immer näher kamen? Obwohl ich ihn lieber mochte, als jeden anderen Kater, dem ich jemals begegnet war?
Ich kann einfach verschwinden, wenn ihr wollt, meine Stimme war mit einem Mal leise und irgendwie trocken. Vielleicht war es auch meine größte Angst gewesen und das auszusprechen nach all der Zeit irgendwie befreiend.
Irgendwo gibt es sicher noch einen Ort, an dem ich leben kann. Dann müsst ihr euch keine Gedanken mehr um mich machen und du kannst mit Kronentanz glücklich werden. Ich spürte, wie das Blut in meine Ohren rauschte und mein Herz schneller klopfte. Falls
Schwarzohr noch etwas sagte, kam es nicht bei mir an und um ehrlich zu sein, war ich mir noch nicht einmal sicher, ob ich es hören wollte. Ich wollte nicht hören, wie der Kater, den ich liebte, mich abwies und mir sagte, dass er tatsächlich lieber mit meiner Schwester zusammenwar.
Und ich hielt es nicht mehr aus, hier zu stehen und ihn anzusehen.
Ohne wirklich darüber nachzudenken, drehte ich mich um und stürmte über die Grenze davon.
reden | denken | handeln | Katzen
Sonstiges: Markiert die Grenze und reagiert auf Schwarzohr. Versteht ihn nicht ganz richtig und sagt daher, dass sie verschwinden kann, damit er und Kronentanz glückllich werden können. Stürmt dann davon, weil sie die Situation nicht mehr aushält und Angst davor hat, dass er sie wirklich nicht liebt.